Der Stifterverband hat uns mit dem Forschungssiegel „Innovativ durch Forschung“ ausgezeichnet. Wir nehmen das gerne zum Anlass, vier aktuelle Forschungsprojekte kurz zu skizzieren. Die Themen: Region, Quartier, Energie, Strukturwandel und Mobilität.
NACHWUCHS – Nachhaltiges Agri-Urbanes zusammenWachsen
Das transformative Forschungsprojekt zielt auf die Entwicklung flächeneffizienter Planungsansätze für Regionen mit hohem Nutzungsdruck. Am Beispiel der linksrheinischen Städteregion um Köln, die als Agglomerationsraum erheblichem Wachstumsdruck ausgesetzt ist, werden in einem koopertiven Prozess mögliche Strategien untersucht. Praxispartner ist das Stadt Umland Netzwerk (S.U.N.). Das Netzwerk besteht aus den Kommunen Bedburg, Bergheim, Brühl, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim und Wesseling sowie dem Rhein-Erft-Kreis und der Stadt Köln. Ausgangspunkt ist, dass eine effiziente Planung möglichst keine wertvollen landwirtschaftlichen Flächen und Landschaftsräume für Bebauung nutzen muss. Wie sind Flächen einer Region unter dem gegebenen Wachstumsdruck zu bewerten und zu priorisieren? Wie und wo müssen Siedlungsräume in Zukunft entwickelt werden? Wie lassen sich mögliche Auswirkungen mit Szenarien bewerten?
Unter Federführung der Professur für Städtebau und Bodenordnung der Universität Bonn arbeiten Fachleute vom Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur sowie das Forschungsinstitut gaiac der RWTH Aachen, die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und das Beratungsunternehmen empirica gemeinsam an flächensparenden Raumstrukturen und möglichen Siedlungsmodellen.
Wir begleiten im Forschungsprojekt den Kommunikations- und Beteiligungsprozess zwischen Wissenschaft, kommunaler Praxis und Lokalpolitik. Fördergeber ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
R2Q – Ressourceneffizienz im Quartier
An zwei Modellquartieren in Herne-Baukau und Herne-Patringshof sucht das Forschungsprojekt nach Methoden zur Bewertung und Verbesserung der Ressourceneffizienz in Stadtquartieren. Es geht sektoral, als auch integriert um die Ressourcen Regenwasser, Abwasser, Baustoffe, Energie und Fläche. Ziel ist ein RessourcenPlan als kommunaler Werkzeugkasten. Er soll es Kommunen in Zukunft ermöglichen, verbindlichen Ressourcenschutz im Quartier unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen für privaten und öffentlichen Raum sowie für den Bestand und die Neuplanung zu gewährleisten. Hierzu werden angewandte Planungsinstrumente von verbindlicher Bauleitplanung bis zur kommunalen Satzung evaluiert.
Verbundpartner aus Forschungs- und Praxispartnern arbeiten im Projekt zusammen. Darunter die Stadt Herne, die RWTH Aachen, die TU Berlin, das KWB Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH, die Unternehmen Abbruchtechnik ExKern GmbH & Co. KG, und die Gelsenwasser AG sowie das Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie GmbH, und wir.
Unsere Aufgabe als Verbundpartner im Projekt ist die Beratung zur Akteursbeteiligung und die Konzeption von Beteiligungs- und Kommunikationsformaten. Fördergeber ist auch hier das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Innovationspark Erneuerbare Energien Jüchen (IEEJ)
Mit dem Forschungsprojekt „Innovationspark Erneuerbare Energien Jüchen“ soll ein Beitrag zur Energiewende und zum Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier entwickelt werden.
Ziel ist die Entwicklung innovativer Lösungen für die Energieversorgung von Gewerbegebieten in Kombination mit Energiespeichern, Infrastruktur für Elektromobilität sowie wasserstoffbasierter Mobilität. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Verbindung regenerativer Energieerzeugung und lokaler Landwirtschaft. Eine Konzeptstudie soll zuächst die Chancen und Potenziale für das Projekt ermitteln. Frühzeitig sollen ausgewählte regionale Fachleute und Institutionen in einen Dialog aus Perspektiv- und Visionswerkstätten eingebunden werden.
Verbundpartner sind der Zweckverband LandFolge Garzweiler, das Cologne Institute for Renewable Energy (CIRE) der TH Köln, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und die Stadt Jüchen. Wir übernehmen als Verbundpartner die räumliche Analyse für die Konzeptstudie, die Beratung zu integrierten Planungsmethoden und Akteursbeteiligung sowie Moderationsaufgaben im Prozess.
MobiliSta – Mobilitätsräume abseits der autogerechten Stadt
Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „MobiliSta – Mobilitätsräume abseits der autogerechten Stadt” steht die Bielefelder Sennestadt. Wie lässt sich eine langfristige Transformation der lokalen Mobilitätskultur in Bernhard Reichows Modellstadt unterstützen. Ein Team des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund hat durch intensive Zusammenarbeit von Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Lokalpolitik ein Reallabor initiiert, das Visionen erarbeitet hat, wie sich Verkehr und Mobilitätsverhalten sozial-ökologisch verträglicher gestalten ließe.
Wir haben im Auftrag des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) eine Akteursanalyse als empirischen Baustein innerhalb des Projekts erstellt. Es wurden 2019/2020 Akteurskonstellationen, Strukturen und Prozesse im Kontext der Verkehrsplanung in der Stadt Bielefeld analysiert. Eine thematische Differenzierung in drei Schwerpunktthemen sowie leitfadengestützte Experteninterviews mit Bielefelder Akteuren zielten darauf ab, Muster zu finden, aus denen sich übertragbare Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Strukturen und Prozesse der Mobilitätsplanung ableiten lassen. Ein Expertenworkshop diente am Ende der Reflexion und Gewichtung der Ergebnisse.
Das Projekt wird Ende 2020 abgeschlossen sein. Verbundpartner sind neben dem MCC, das ILS in Dortmund, die FH Bielefeld und die Sennestadt GmbH sowie die Stadt Bielefeld und das Verkehrsunternehmen moBiel. Fördergeber ist das BMBF.
Wenn Elfenbeinturm auf Bodenständigkeit trifft
In allen Projekten zeigt sich, wie wichtig nicht nur die Kommunikationsprozesse zwischen der projektbeteiligten Fachdisziplinen und Institutionen für das Gelingen des allseits gewünschten Praxistransfers ist. Es ist viel Erfahrung und Innovation gefragt, wenn es darum geht, kommunale Verwaltung, lokale Akteure und besonders die Kommunalpolitik erfolgreich in die Projekte einzubinden. Als Beratungsbüro in Forschungsprojekten sind wir Übersetzer und Vermittler sowie am Ende auch Multiplikatoren für die Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung. Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Forschung fließen bei uns immer direkt in unsere Beratungsarbeit für kommunale Modellprojekte ein. Der Stifterverband bezeichnet Unternehmen in der Forschung als „Problemlöser und Innovationshelden“. Wir versuchen unser Bestes.