Mit der Modellsiedlung Juiser Feld gehen die Stadtwerke Nettetal einen konsequenten Weg. Die nun vorliegenden Simulationen des Energiesystems geben ihnen recht.
Das Bundes-Klimaschutzgesetz sieht ein Treibhausgasminderungsziel von 55 Prozent für das Jahr 2030 gegenüber 1990 vor. Bis 2040 müssen die Treibhausgase um 88 Prozent gemindert werden und bis 2045 soll Treibhausgasneutralität verbindlich erreicht sein. Kommunen und ihre Stadtwerke stehen somit vor großen Herausforderungen. So gilt es auch in Nettetal, insbesondere für die sogenannten „Sektoren“ Energiewirtschaft und Gebäude die richtigen lokalen Weichen zu stellen. Es geht partnerschaftlich mit der Stadtverwaltung darum, beim zukünftige Siedlungsbau beste Voraussetzungen für eine künftige Klimaneutralität im Sinne einer gemeinwohlorientierten Daseinsvorsorge zu schaffen.
Nachbarschaftsnetz für Strom
Wärmepumpen laufen mit Strom. Damit der Strom klimafreundlich ist, kommt er in der nötigen Menge von den Dächern der Gebäude. Jedoch anders als normalerweise, errichten nicht die Baufamilien die Fotovoltaikanlagen auf den Dächern, sondern die Stadtwerke leihen sich die Flächen über einen Nutzungsvertrag und schließen alle Anlagen zu einem digital vernetzten Solarkraftwerk zusammen. Der so erzeugte Strom wird nicht in das allgemeine Netz eingespeist, sondern in der Siedlung lokal gespeichert. Aus dem Speicher erhalten die Haushalte ihren Strom. Die zukünftigen Lastfälle für die E-Mobilität sind ebenfalls planerisch berücksichtigt. Herzstück ist eine besondere Steuerungs- und Abrechnungssoftware, die dafür sorgt, dass ein solches „Nachbarschaftsnetz“ so funktioniert, dass sämtlicher Strombedarf klimaneutral lokal erzeugt und genutzt wird.
Baulandstrategie als Basis
Mit der Modellsiedlung Juiser Feld geht Nettetal nun ganz neue Wege, wie Gebäude und Energieversorgung zukünftig in Siedlungen optimal zusammenwirken können. Zunächst zielt eine gemeinsame Baulandstrategie darauf ab, eigene und damit im Sinne dieser Ziele gestaltbare Flächen verfügbar zu machen. Die Stadtwerke übernehmen dabei die neue Rolle des Projektentwicklers für neue klimaschonende Siedlungen.
In Wohngebäuden verursacht die Energiebereitstellung für die Nutzung von Raumwärme die höchsten Kohlendioxid-Emissionen. Aus diesem Grund geht es zunächst um die Wärmebereitstellung. Ein sogenanntes „kaltes Wärmenetz“ leiht sich dazu natürlich vorgewärmtes Wasser (Sole) aus dem Boden unmittelbar in der Siedlung. Ein Brunnen fördert das Wasser, ein anderer Brunnen gibt es zurück. Wärmepumpen in den Gebäuden holen sich die Wärmeenergie aus der Sole auf dem Weg durch das Netz für Heizung und Warmwasser. Nichts muss für die Wärmeerzeugung verbrannt werden, kein Gas, kein Öl und auch kein Holz.
Siedlungen als Kraftwerke
Siedlungen werden so in Zukunft auch ihre eigenen Kraftwerke sein. Das setzt aber auch voraus, dass die Gebäude eine sehr gute energetische Qualität haben und untereinander vernetzt sind. Damit in der Modellsiedlung nicht alles neu erfunden werden muss, haben die Stadtwerke in einer bundesweiten Ausschreibung nach besonders qualifizierten und erfahrenen Hausbauunternehmen als Siedlungspartner gesucht. Zwei Unternehmen der deutschen Fertigbauindustrie konnten in Architektur, Technik und Qualitätssicherung im Wettbewerb überzeugen. Mit diesen Unternehmen als Partner werden die Stadtwerke nun die Modellsiedlung gemeinsam umsetzen.
Zunächst läuft das Bebauungsplanverfahren. Die Stadtwerke haben Fördermittel aus dem Bundesprogramm Wärmenetz 4.0 erhalten. Aufwendige Simulationen und Berechnungen sind fertig. Ein gutes Team von Fachplanern unterstützt die Stadtwerke bei der Modellsiedlung. Wir koordinieren und beraten die Geschäftsführung der Stadtwerke seit 2015 von der Baulandstrategie bis in die Umsetzung.