Raumstrategie 2038+ – Episode Eins.

Die Dokumentation des Planungs- und Dialogprozesses liegt nun auch gedruckt vor. Ein guter Anlass, mit etwas Abstand auf den Prozess zu schauen. Der gemeinsame Weg mit den Kommunen und Akteuren im Revier war eine erste Etappe. Jetzt gilt der Blick nach vorne. Der Weg zur Raumstrategie muss weitergehen.

Im Prozess zur „Raumstrategie Rheinisches Revier 2038+“ haben alle Akteure gemeinsam nicht nur einen Erkenntnisstand generiert und ausgetauscht, sondern einen kooperativen Planungsdialog über ein Gebiet von rund 5000 Quadratkilometern praktiziert. Das ist vor dem Hintergrund der vielfältigen Schnittstellen und dem Rollenverständnis zwischen Regionalplanung und kommunaler Selbstbestimmung ein bemerkenswerter Erfolg. Wir alle durften in den Themenworkshops und Kommunaldialogen eine sehr konstruktive, informelle Beteiligungskultur auf regionaler Ebene erleben. Das zeigt, dass offene Planungsdialoge und partizipative Prozesse auch auf regionaler Ebene machbar sind. Vor dem Hintergrund der notwendigen Dekarbonisierung von Infrastruktur, Wirtschaft und Siedlungstätigkeit sowie der Klimaresilienz von Landschaftsräumen, wird die Region als Planungsraum bedeutsamer. Kommunen allein können die notwendigen Aufgaben ohne Kooperationen nicht schultern. Hier gibt’s die Dokumentation als PDF.

Raumstrategie 2038+ - Episode Eins. - Bild 1

Vielfältige Erwartungen

Die Potenziale der Region sollten in ein „konsensfähiges Raumbild“ überführt werden. Damit ist die Raumstrategie angetreten und so wurde es kommuniziert. Wir sind immer dafür eingetreten, dass dies zu kurz gegriffen und zu wenig zeitgemäß ist. Es mag vielleicht für Planer nicht immer leicht zu akzeptieren sein, dass Pläne allein keine Lösung sind. Die Sehnsucht nach einem universellen Plan für das Revier hat die Chance auf ein konsensfähiges Programm für kommunales Handeln in der Region erschwert. Eine Strategie für Kommunen im Sinne einer Roadmap mit programmatischem Baukasten für Entscheidungen und Qualitätszielen in einem kooperativen Transformationsprozess ist am Ende nicht entstanden. Die Konzepte der Teams um YellowZ und ASTOC hätten dafür eine hervoragende strategische Basis geboten. Hier gab es jede Menge programmatische Ansätze von der Kategorisierung der Siedlungstypen nach regionaler Funktion, über Multicodierung von Landschaftsräumen bis zur Neuinterpretation multimodaler Verkehrsinfrastruktur in einer vernetzten Region. Welches regionale Programm und welche Struktur kann helfen eine zielgerichtetete Kooperation von 64 selbstbestimmten Kommunen zu organisieren? Das wäre einen fortgesetzten Dialog wert.

Qualitäten formuliert

Die Raumstartegie sollte regional bedeutsame Qualitäten schärfen sowie methodische Empfehlungen für einen kooperativen Transformationsprozess im Rheinischen Revier formulieren. Dies ist im Austausch mit Fachleuten aus der Region, und insbesondere mit Planungsteams von YellowZ, ASTOC und ASP sicher gelungen. Es gab auf der fachlichen Ebene der regionalen Akteure viel Konsens und Lösungsbewusstsein. Die Mehrfachbeauftragung brachte einen wertvollen und differenzierten Blick von außen auf die Region und auch viele gezielte Finger in deutlich sichtbare, schmerzhafte Wunden. Die Fülle an Haltungen, Fakten und Hinweisen im Dialog waren ausgesprochen engagiert, wertvoll und konstruktiv. Viele Akteure der Themenworkshops und Kommunaldialoge haben am Ende die Erweiterung ihres Blickwinkels auf die Region als positives Erlebnis angegeben. Weniger zielführend hingegen haben wir die politischen Diskurse im Revier wahrgenommen. Es scheint doch noch eine langer Weg zum „gemeinsamen Kirchturm“. Der Dialog war – wie so oft – insgesamt zu kurz und zu verdichtet, um die Erwartungen an eine tragfähige Strategie zu erfüllen. Wir teilen die Erkenntnis und begrüßen das Versprechen, den Dialog fortzusetzen. Die erste Etappe ist nun dokumentiert und liefert das Fundament. 

Planer, Begleiter und Knoten

Die Projektleitung hatte das Team des Revierknotens Raum bei der RWTH Aachen. Die Knotenstruktur war vom Wirtschaftsministerium gesetzt. Wir waren das „Begleitbüro“. Diese Sonderrolle war nicht immer eindeutig. Sind die eine Agentur, die Veranstaltungen nach Drehbuch moderieren? Beraten die den Prozess? Zeichnen die etwa eigene Pläne? Diskutieren die als Fachleute mit? Was wollen die immer mit ihrer Strategie? Besonderen Dank an Christa Reicher für das Vertrauen auch in schwiergen Prozessphasen und zuletzt für die Zusammenarbeit bei der Dokumentation. Danke an die drei interdisziplinären Planungsteams um die Büros ASTOC , AS+P und Yellow Z für das kollegiale Miteinander und den fachlich kritischen und kreativen Blick auf die Region, die wertvollen Konzepte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und die engagierten Diskussionen. Es ist trotz knapper Zeit sicher gelungen, die Chancen für die Region zu identifizieren und herauszuarbeiten.

Weitermachen!

Jetzt geht es im fortgesetzten Dialog darum, diese Chancen auf breiter Ebene als Zukunftsversprechen zu vermitteln. Die Suche nach dem universellen Raumplan für die Region war aus unserer Sicht von Anfang an der falsche Weg. Dazu stehen wir. Für die Suche nach der Strategie für die Region ist es noch nicht zu spät. Danke an alle beteiligten Kommunen, Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteure im Revier. Wir haben viel von Ihnen über das Revier gelernt.