Forschungsprojekt MobiliSta

Mobilitätsräume abseits der autogerechten Stadt – Eine Akteursanalyse

Lokale Mobilitätskultur ist in Veränderung. Wie gut sind die kommunalen und zivilgesellschaftlichen Akteure für diesen Transformationsprozess aufgestellt? Eine Akteursanalyse am Beispiel der Bielefelder Sennestadt sollte dies herausfinden.

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Im Forschungsprojekt „MobiliSta – Mobilitätsräume abseits der autogerechten Stadt” ging es insgesamt darum, eine langfristige Transformation der lokalen Mobilitätskultur zu unterstützen. Ein Team des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund hat durch intensive Zusammenarbeit von Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Lokalpolitik ein Reallabor initiiert, das Visionen erarbeitet hat, wie sich Verkehr und Mobilitätsverhalten sozial-ökologisch verträglicher gestalten ließe.

Unsere Aufgabe war die Akteursanalyse als empirischer Baustein des Projekts. Wir haben Akteurskonstellationen, Strukturen und Prozesse im Kontext der Verkehrsplanung in der Stadt Bielefeld analysiert. Eine thematische Differenzierung in drei Schwerpunktthemen sowie leitfadengestützte Experteninterviews mit Bielefelder Akteuren zielten darauf ab, Muster zu finden, aus denen sich übertragbare Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Strukturen und Prozesse der Mobilitätsplanung ableiten lassen. Ein Expertenworkshop diente am Ende der Reflexion und Gewichtung der Ergebnisse.

Am Ende gab es wenig Überraschungen, aber einige Besonderheiten. Zunächst verfügt Bielefeld über sehr engagierte und kompetente zivilgesellschaftliche Akteure, die problemlos auf Augenhöhe mit den Fachakteuren agieren können. Das war deutlich zu spüren. Der zuständigen Fachverwaltung wird von der Mehrheit dieser Akteure jedoch nicht zugetraut die Themen der Zeit angemessen zu bewältigen. Dem Verkehrsunternehmen moBiel wird hohe Dienstleistungskompetenz bescheinigt, jedoch keine Planung und Projektkommunikation in städtebaulichem Kontext zugetraut.

Dennoch sind in der Sennestadt einige bemerkenswerte Projekte , wie das On-Demand-Angebot „ANTON“ oder das Mieterticket entstanden. Erfolgsfaktoren waren offenbar eine projektorientierte Herangehensweise und eine vernetzende Koordination im Quartier durch die gemeinnützige Sennestadt GmbH. Insgesamt konnten wir aus den Ergebnissen fünf Empfehlungen formulieren, die ebenso wie der gesamte Bericht noch nicht veröffentlicht sind.

Die Sennestadt ist unter zwei Gesichtspunkten besonders bedeutsam: Der heutige Stadtteil von Bielefeld ist seit 1956 als historisches Planungskonzept Bernhard Reichows nach dem Leitbild einer durchgrünten und nach damaligen Maßstäben autogerechten Idealstadt entstanden. Reichows 1959 erschienenes Buch „Die autogerechte Stadt – Ein Weg aus dem Verkehrs-Chaos“ war vielzitiertes Werk im Städtebaubau der Nachkriegsmoderne. Sennestadt steht heute für einen umfangreichen Stadtumbauprozess, in dem seit 2010 bereits mit zahlreichen Akteuren umfangreiche Ziele und Projektansätze auch im Handlungsfeld Mobilität formuliert wurden. Zentrales Projekt für die Sennestadt ist die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1, die erstmals einen direkten Anschluss des Stadtteils an das Stadtbahnnetz Bielefelds bedeuten würde. Wir kennen die Akteure und Strukturen in Bielefeld seit 2011 aus diversen Projekten in der Sennestadt und konnten in der öffentlichen Ausschreibung für die Akteursanalyse auch mit unserer besonderen Erfahrung mit öffentlichen Projektprozessen überzeugen.

Auftraggeber:

Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH, Potsdam

Projektkoordination:

Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS), Dortmund

Projektwebsite der Verbundpartner: